Ein Zigeunerleben

Zigeunerleben

Gedankenspiele eines Tupfengeschädigten

Der Begriff ist jetzt nicht negativ belegt, aber meine Gedanken der letzten Wochen, meine Gefühlswallungen bei den frühmorgendlichen Touren, von einem Platz zum anderen, erinnern doch fatal an die Tagesabläufe eines „fahrenden Volkes“ !!

Meistens denke ich, wenn mich der Wecker wieder einmal zur nachtschlafenden Zeit unbarmherzig aufschrecken lässt: Wieso bin ich nicht beim Zirkus, da ist es normal jede Woche zu einem anderen „Auftrittsort“ zu reisen. So aber – von einer Ausstellung zur nächsten? von dem einen Hundeplatz, schnurstracks zur nächsten Ausstellungshalle. Von einer Stadt zur anderen?

Dann die Vorbereitungen tags vorher. Papiere fertig legen, Futter für den Hund einpacken, Decke, Napf, Leine usw, ist das Auto vollgetankt, haben wir an alles gedacht, nichts vergessen …… schnell noch die transportable Hundebox und die zwei Klappsessel mit ins Auto.
Ich bin ja mittlerweile geübt im Packeselspiel der Tupfentage. Wenn ich dann nur ansatzweise, dringend von einem transportablen Zelt abrate, ständig in der Angst es auch noch schultern zu müssen, ernte ich regelmäßig böse Blicke, vom immensen Preis von fast 200 Euro mal ganz abgesehen. Davon könnte ich …… ach ich hör auf!

Dann diese Autofahrten, die Karre voll bis oben hin, hinten ein fiepender Hund, der wahrscheinlich ebenso denkt „Muss das sein“ Da lieb ich ihn am meisten! Ich bin unserem Hund so ähnlich! So lernt man über die Jahre die Republik von seiner …… ja von welcher Seite eigentlich??? kennen. Ich zumindest kenne mittlerweile Hundeplätze von Bayern über Hessen bis Niedersachsen und Bremen.Auch die schönen Ausstellungshallen von Chemnitz, Dortmund, Hannover und Pusemuckel-Pannaskirchen sind mir sehr vertraut.

Regelmäßig berichte ich unter den mitleidigen Blicken meiner Kollegen Montags im Büro davon, welch aufregendes Wochenende ich wieder hatte!

Wenn dann das Ziel erreicht ist, erstmal Parkplatz suchen….. und dann gehts in aller Regel ein Stück weit, mit Sack und Pack los, ein geeignetes Plätzchen finden.

Nicht unter den Bäumen….. also wieder weg, nein hier scheint die Sonne zu stark….. nicht direkt am Eingang. Hier bin ich bereits meistens kurz vor dem Kollaps. Endlich haben wir uns niedergelassen. Mein Herr Tupfenkönig beschäftigt sich dann, in aller Regel, mit der Begrüßungszeremonie. „Ach, hallo…..wie schön. Auch hier?“ oder „lange nicht gesehen oder wie geht’s denn so“. Zu mir dann…..“ hast du gelesen im Katalog Hündin xyz ist auch da, sch…..“ je nach Konkurrenz sinkt dann schon mal die Euphorie. Ich denk wieder: Mein Gott, egal…. lass mich dann aber geneigterweise anregen emotional zu werden und schon merke ich selbst….. so ganz egal ist es mir ja auch nicht.

Ein Abenteuerurlaub könnte sicherlich nicht aufregender….. und teurer wahrscheinlich auch nicht, sein.

Dann sitzt man erstmal rum ;Glück wenn es trocken ist, Glück wenn es nicht zu heiss ist, Glück wenn es nicht zu kalt ist…..soviel Glück hat man selten!!
(ich erinnere mich gerade an meine kalten Füsse anlässlich unsere Tournee Chemnitz/Biebesheim)

Erst die Rüden…… Stunden später die Hündinnen. Ich verfolge hier meist den Lauf der Sonne vom „Aufgang bis zum Untergang“ Er ist derweil beschäftigt, zur Zeit aktuell unser Frl. Käthe, auf ihren großen Auftritt vorzubereiten. Dieser dauert in aller Regel 5 – 10 Minuten. Also Fazit: tagelange Planung, Vorbereitung, Kosten immens und …… Achtung: 10 Minuten Auftritt. Laufen – Präsentieren – Laufen….. Warten: erneut laufen.

So: An dieser Stelle flehe ich innerlich immer zum Himmel. Lass ihn bitte, bitte zumindest in die Plazierung kommen. Es gibt ja dann nichts Versöhnlicheres und herzöffnenderes als ein lächelnder, in sich zufriedener Partner.

Dann ist alles irgendwann vorbei, wir packen wieder unsere Zelte und Stühle, sagen nett „good bye“ Thomas immer: „auf Wiedersehen“ und ich weiß, er plant bereits die nächste Tour. Wohin? Zu einem anderen Platz, einer Halle, einem neuen Tupfenaustragungsort.

Ein fahrendes Tupfenvolk, Ausstellungfreaks und Abenteuertouren…. nichts könnte schöner sein. Was ist dagegen ein sonntägliches, familiäres Frühstück um zehn, eine Fahrradtour, ein Kino- oder Schwimmbadbesuch!? Schön, aber nicht auf- und erregend, nicht spannend und prickelnd, auch nicht so tupfenverbindend und schon gar nicht mitunter soooo tupfenlustig.

So werde ich auch weiterhin mit mir kämpfen, wohlwissend das ich diesen Kampf, ehrlich gesagt, gar nicht gewinnen will.

In diesem Sinne freue ich mich auf viele Treffen des“fahrenden Volkes“ und mitunter zirkusartiger Auftritte.

Peter

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